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Achtung: 
Jungtiere nicht anfassen!

Immer wieder – vor allem im Frühling und Frühsommer – erleben wir in unserer Arbeit, dass gut meinende Passanten Jungtiere zu schnell als verlassen oder in Not einschätzen und mitnehmen. Das versursacht trotz guter Absicht häufig Leid. Wie du dich am besten verhältst, erfährst du hier. 

Einzelne Jungtiere: Verlassen oder nicht? 

Rehkitz auf Wiese
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Für Menschen wirken Jungtiere häufig verlassen und in Not, obwohl sie dies nicht sind. Im Gegenteil: Hasen und Rehkitze werden von ihrer Mutter die meiste Zeit des Tages allein gelassen, damit keine Raubtiere auf den Nachwuchs aufmerksam werden. Auch junge Füchse bleiben während der Futtersuche oft unter sich, kleine Igel gehen manchmal allein auf Entdeckungstour und Jungvögel sitzen bei ihren ersten Flugversuchen häufig auf dem Boden. Selbst das Fiepen oder „Schreien“ eines gefundenen Jungtieres bedeutet meist nicht, dass das Tier in Not ist. Es ruft meist einfach nach seiner Mutter. 

Tiere haben spezifische Verhaltensweisen, um ihre Jungen zu schützen und zu versorgen. Es ist wichtig, das zu respektieren. Daher: Bitte nimm kein Tier, das nicht offensichtlich verletzt ist, mit und fasse es auch nicht an!

Stress und Gefahr für die jungen Wildtiere

Junges Rotkehlchen auf Schotterboden
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Berühren Menschen Wildtiere, hinterlassen sie ihren Duft. Dieser menschliche Geruch führt dazu, dass Jungtiere von ihren Eltern abgelehnt werden und sich nicht mehr um diese kümmern. Einzig Jungvögel kannst du aufgrund des schwachen Geruchvermögens der Vögel vom Boden aufheben und zum Beispiel auf den nächsten Ast setzen. So sind sie etwas besser vor Katzen geschützt.

Der Menschenkontakt durch das Einsammeln ist für die Jungtiere auch sehr stressig. Das kann ihr Immunsystem schwächen und ihre Gesundheit beeinträchtigen. Auch ist es möglich, dass dabei die natürlichen Instinkte der Jungtiere gestört werden, was ihre Überlebenschancen in der Wildnis verringert. 

Wenn du ein Jungtier findest, lass es am besten in Ruhe, beobachte die Situation allenfalls aus gebührender Entfernung. Bist du dir unsicher, kannst du dich – bevor du etwas unternimmst – an Wildtierauffangstationen oder Tierschutzorganisationen wenden, die Rat geben können (siehe nächster Absatz).

Was tun bei einem echten Wildtier-Notfall?

Sind keine äußeren Verletzungen erkennbar, das Tier aber offensichtlich traumatisiert, setze das Tier in einen ausreichend großen, abgedunkelten, mit Luftlöchern versehenen Behälter. Polstere den Boden vorher mit einem mehrfach zusammengelegten Handtuch aus. Gib dem Tier kein Futter oder Wasser und lass es ein bis zwei Stunden in Ruhe. Hat es sich danach erholt, kannst du das Tier wieder frei lassen.

Hat ein Wildtier sichtbare Verletzungen, etwa Blutungen oder einen gebrochenen Flügel, lege es in ein Behältnis wie oben beschrieben – ausreichend groß, abgedunkelt, gepolstert und mit Luftlöchern versehen. Nimm Kontakt mit einer Tierarztpraxis oder einer Auffangstation auf.

Achtung: Verletzte Tiere können sehr aggressiv reagieren. Schütze deine Hände mit Lederhandschuhen und passe auf deine Augen auf!

 

Auffangstationen in deiner Nähe

Für jedes Tier die richtige Hilfe 

Ob Eichhörnchen, Fuchs oder Vogel: Alle Tiere haben andere Bedürfnisse und Eigenarten. Worauf du bei den einzelnen Tierarten achten solltest, wenn sie in Not sind, erfährst du hier: 

Sondersituation Verkehrsunfall

Ist ein Wildtier mit einem Fahrzeug zusammengestoßen, sichere die Unfallstelle ab und wende dich an die Polizei (110). Lebt das verletzte Tier, weise darauf schon am Telefon hin. Bleibe an der Unfallstelle, bis die Polizei eintrifft. Diese wird, wenn nötig, auch den zuständigen Jäger informieren, der ihr bei einer eventuellen Suche des Tieres hilft.

Rechtliches: Wildtiere nicht stören oder mitnehmen, aber … 

Feldhase schaut aus Weizenfeld
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Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist es grundsätzlich verboten, Wildtiere zu stören oder mitzunehmen. Zudem sind weitere Rechtsvorschriften, wie das Bundesjagdgesetz, die Bundesartenschutzverordnung oder die Bundeswildschutzverordnung relevant. Sie alle haben zum Ziel, wildlebende Arten zu schützen.

Verletzte, hilflose oder kranke Tiere darfst du jedoch vorübergehend aufnehmen, um sie gesund zu pflegen. Sobald das Tier wieder selbstständig zurechtkommt, muss es wieder frei gelassen werden. Im Übrigen sind sie an die von der für Naturschutz und Landschaftspflege zuständigen Behörde bestimmte Stelle abzugeben.

Handelt es sich bei dem Tier um eine streng geschützte Art, bist du verpflichtet, die Aufnahme des Tieres der für Naturschutz und Landschaftspflege zuständigen Behörde – bei uns die Untere Naturschutzbehörde – zu melden. Du erreichst sie unter 04541 888563.

Zu guter Letzt: Der Kreislauf der Natur 

Auch wenn es für viele von uns schwer zu ertragen ist: In der Natur ist es normal und wichtig, dass Tiere, insbesondere Jungtiere, sterben. Sie dienen anderen Tieren als Nahrung, die damit wiederum ihren Nachwuchs großziehen.